Ein Metal-Festival, wie jedes sein sollte @ SUMMER BREEZE METAL-FESTIVAL

ah. Vom 15. bis und mit 18. August 2018 verwandelte sich das bayrische Dinkelsbühl in ein Metal-Mekka. Das Summer Breeze fand zum 21. Mal statt, und TRACKS war als Partner vor Ort. Eine Rückschau und ein kleines Loblied.

Dinkelsbühl: Ein sehr ruhiges, kleines, mittelalterliches Dorf in Bayern. Aber während der kommenden Tage Treffpunkt aller Die-Hards von naher und ferner Umgebung.

Von Dinkelsbühl gibt es regelmässig Gratis-Shuttlebusse vom Busbahnhof direkt vor den Festival-Eingang. Die Wartezeiten halten sich im Rahmen – alle 10 bis 15 Minuten fährt ein neuer Bus vor. Diese sind stets proppenvoll, doch dank der kurzen Reisedauer (ca. 10 Minuten) ist dies trotz Hitze überhaupt kein Problem.

Ein Spaziergang durch die Zeltwüste vorbei an Wurst- und Schnaps-Ständen führt direkt ans Ende der Warteschlange am Eingang des Konzertgeländes. Eine Körper- und Taschenkontrolle später setzen wir unsere Füsse auf das Konzertgelände.

Mittwoch

Wie in einem Westernfilm schaut man in die weite Wüste, dem Gegner in die Augen blickend. Rechts und links reihen sich die Food-Stände, auf dem Gelände finden sich immer wieder kleine Brezel-Stände. Drei Bühnen stehen zur Auswahl: Links befindet sich die T-Bühne, in der Mitte die Camel-Stage und rechts hinten die Main Stage. Am Mittwoch sind lediglich die T- und Camel-Stage geöffnet, der hintere Teil des Geländes bleibt am ersten Festivaltag geschlossen. Doch das macht nichts, denn das Line-up am Mittwoch verspricht einen herrlichen Tag: Kataklysm, Sepultura, Paradiese Lost, Graveyard und viele weitere Bands.

Die Masse tummelt sich vor den beiden Bühnen, die Plätze sind besetzt, doch die Leute quetschen sich trotzdem nicht aneinander. Sepultura, als Highlight des Tages, liefert eine Bomben-Show ab. Es bilden sich Circle Pits, das Publikum kommt aus dem Headbangen kaum mehr raus. Der Hit «Roots Bloody Roots» lässt bis zum Ende auf sich warten – doch das Warten lohnt sich: Die Menge tobt, Sepultura bauscht sich ein letztes Mal mit voller Energie auf der Bühne auf.

Der Spielplan über alle Tage hinweg teilt sich angenehm auf. Die Gehdistanzen zwischen den Bühnen halten sich sehr in Grenzen, was in einen angenehmen Spaziergang von einer Bühne zur nächsten resultiert. Auch die Wartezeiten an Bier- und Essensständen wie auch vor den Toiletten halten sich in Grenzen. Niemand scheint in Eile zu sein.

Kaum mit den Augen gezwinkert, ist der erste Festivaltag schon vorbei. Beim Heimweg ins kleine Dorf Dinkelsbühl rauscht ein glückseliges Grinsen übers Gesicht. Der innere Metal-Head hüpft fröhlich umher und ruft «jippieeh, das wird toll!».

Donnerstag

Ab heute ist das komplette Gelände geöffnet. Der Tag beginnt mit feinen Weisswürsten und Brezn im Dorf und dem kurzen Spaziergang zum Busbahnhof. Fast Forward zum Western-Moment, und wir beschreiten wieder Summer-Breeze-Boden. Das heutige Programm verspricht wieder einiges: Malevolence, Eisbrecher, Alestorm, Behemoth, Pallbearer, Powerwolf, Cannibal Corpse, Marduk.

Die Hitze ist auch heute unerbittlich. Je heisser es wird, umso trockener wird der Boden. Das heisst konkret: Bei einem guten Konzert – was so ziemlich jedes Konzert ist – bilden sich diverse Circle Pits inmitten der Zuschauer. Durch das rasende Publikum wirbelt immer mehr Staub in die Luft – direkt in die Nase, den Mund und die Ohren. Dank den Ohrstöpseln sind die Ohren noch am ehesten geschützt. Doch ohne Mund- und Nasenschutz sind Hust-Anfälle und leicht staubig schmeckendes Bier unvermeidlich. Damit kann man aber leben. Und durch die hochgezogenen T-Shirts im Gesicht wirken die Bösen noch viel böser – man kann davon ausgehen, dass die das mögen.

Gewinner des Tages: Behemoth und Cannibal Corpse. Behemoth, Death/Black Metal vom Feinsten, um 20:10 Uhr auf der Main Stage. Cannibal Corpse hingegen spielten auf der T-Stage, dafür mit attraktiverer Spielzeit: Um 23:00 Uhr prügelten die Death-Metaller drauflos, eine Stunde lang, unermüdlich, präzise und direkt in die Fresse.

Auffallend herrlich beim Summer Breeze: Die Lautstärke. Egal ob Camel-, T- oder Main Stage: Aus allen Boxen dröhnt eine schön hohe Dezibel-Zahl, wie es eines Metal-Festivals würdig ist.

Freitag

Frühstück mit Weisswürsten und Brezn, Bier und stechender Hitze. Fast-Forward zum Western-Moment, und schon beginnt ein neuer Tag auf dem Summer Breeze. Die Hitze macht uns fertig. Sonnencreme und Hut sind zwei unerlässliche Begleiter dieser Tage. Doch das macht nichts, denn das Programm verspricht auch heute viel Vergnügen: Danko Jones, Dying Fetus, Doro, Trivium, Arch Enemy, Satyricon, Alcest.

Gegen Abend wird das Gelände in Regenwasser getränkt, und die Zuschauer versammeln sich unter allen möglichen Unterständen. Lustig für die, die einen sicheren Platz finden, weniger lustig für die anderen. Ob sie das müssen, weil sie keinen Unterstand fanden, oder weil sie tatsächlich freiwillig dort sind, bleibt ein Rätsel: Einige Leute versammeln sich um 18:35 Uhr vor der Main Stage, um sich Doro anzuschauen. Doro! Doro hat jedoch zu Beginn technische Probleme, was den Konzertbeginn einige Minuten nach hinten verschiebt. Glück im Unglück: Das verkürzt das Mithören im Unterstand.

Später am Abend beweist Arch-Enemy-Fronterin Alissa White, dass Frauen sehr wohl mehr Power auf der Bühne loslegen können als Doro. Leider ist die erste Hälfte ihres Konzertes akustisch sehr dürftig – ob das am Sturm liegt oder einfach Zufall ist, sei dahingestellt. Sowieso scheint die erste Konzerthälfte anfällig für schlechtes Abmischen: Sólstafir ergeht es am darauffolgenden Tag genauso. Ansonsten liefert das Festival feinste Klänge, gut abgemischt und in voller Lautstärke.

Gewinner des Tages: Dying Fetus auf der T-Stage und Satyricon auf der Main Stage.

Samstag

 

Fast Forward… Western-Szene… müde Augen, schlaffer Körper. So, das wird nochmal richtig gut. Ein letztes Mal Summer Breeze, ein letztes Mal Sonnencreme und Sonnenhüte und ein letztes Mal fantastischen Metal.
Phil Campbell and the Bastard Sons, Orange Goblin, Korpiklaani, Omnium Gatherum, Kadavar, Papa Roach, Caliban, W.A.S.P, Sólstafir, Bloodbath stehen auf dem Programm. Erneut ein freudiger Tag. Einzig Korpiklaani liefern auf der Main Stage eine müde Show ab.

Gewinner des Tages:
Etwas kitschig, aber sie dürfen: W.A.S.P.
Old-School-Death-Metal vom Feinsten: Bloodbath
Ehrlicher Rock’n’Roll von den grossgewachsenen Bärtigen: Kadavar 

Alles in allem

WUNDERBAR! Überschaubar, tolles Line-up, viele Merch-Stände, gute Food-Stände und fantastische Musik.

Minuspunkte über das ganze Festival gibt’s für einige Bands, die dauernd das Konzert unterbrachen, um zu sagen, mal solle mitklatschen, mitsingen oder zujubeln. Auch ewiges Gelaber zwischen zwei Songs interessiert niemanden. Da kann das Summer Breeze aber nichts dafür.

Beim letzten Gang Richtung Ausgang spienzeln die Augen gen den Essensstand, der das Essen in Schwarz anbietet. Schwarze Pommes? Das muss man doch mal probiert haben… Ein letztes Mal eine Bestellung am Summer Breeze aufgeben und merken: Die Pommes sind nicht besser, weil sie schwarz sind. Ein letztes Mal ein Taxi suchen und ein letztes Mal müde nach Dinkelsbühl fahren. Ein Blick zurück und fest steht: Das war besser als jedes Metal-Festival in der Schweiz! Danke Summer Breeze! Nächstes Jahr garantiert wieder.

Aline Hug

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Die Helden: Lemmy Kilmister, Jimi Hendrix, Jim Morrison.

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