CLUTCH Book Of Bad Decisions

CLUTCH
Book Of Bad Decisions
Weathermaker Music

Nach einer langen Reise durch die Stilgewässer sind Clutch seit einiger Zeit im erdigsten Heavy Bluesrock angekommen, den die aktuelle musikgeschichtliche Ära zu bieten hat. Das Quartett aus Maryland ist ausserdem technisch dermassen hervorragend eingespielt und zuverlässig, dass man sich vor einer neuen Veröffentlichung eigentlich nie Sorgen zu machen braucht. Vor allem seit dem 2004 erschienenen Album „Blast Tyrant“ haben sich Clutch einen Namen als solide Lieferanten hochklassiger Blues/Stoner/Rockmusik gemacht. Gerade auch die letzten zwei Alben „Earth Rocker“ und „Psychic Warfare“ blieben dem geschätzten Fan im Ohr und unterstrichen den stetig wachsenden Erfolg mit dem bandeigenen Earth Rocker Festival in West Virginia, das dieses Jahr bereits in die zweite Runde ging.

Seit besagtem „Blast Tyrant“ Album schafften es Clutch, die Erwartungen an jedes neue Album mehr als zu erfüllen. Mit jedem Output marschierten die vier Musiker einige Schritte vorwärts und hinterliessen beim Hörer höchste Wertschätzung für ihre, im Blues/Rock eigentlich eher limitierte, Fähigkeit zur Innovation. Zudem reichert die Band ihre Songs mit massiver Heaviness und einer Neid verursachenden Simplizität an, die ihresgleichen verzweifelt sucht.

„Book Of Bad Decisions“ ist nun das erste Album, das die eine oder andere Frage offen lässt. Ohne Zweifel ist hier die geballte Ladung Clutch drin und Songs wie „Hot Bottom Feeder“, „In Walks Barbarella“ oder „Weird Times“ sind die gewohnten Gassenhauer. Man kommt aber auch nach mehrmaligem Hören nicht aus einer leichten Irritation heraus. Vielleicht liegt es einerseits an den Bläsersätzen oder dem Klavier in „Vision Quest“, vielleicht aber auch an der teilweise ungewohnten rohen Spielweise, die stark an die frühen Clutch erinnert. Selbst Jean Paul Gaster (von dem man explizit erwähnen muss, dass er der beste lebende Drummer der Welt ist) scheint einige Breaks und Fills zu Hause gelassen zu haben. Vielleicht liegt es aber auch an der Wahl des Produzenten Vance Powell, der ansonsten mit Acts wie Wolfmother, Jack White, den White Stripes oder Arctic Monkeys eher minimalistisch-spröde zu Werke geht und dem der Erfolg unbestritten Recht gibt. Ob dieser Erfolg sich aber mit dem Charisma von Clutch verträgt, ist auch nach mehrmaligem Durchspielen von „Book Of Bad Decisions“ nicht endgültig zu eruieren.

Glücklicherweise ist das Songwriting dieser ansonsten über jeden Zweifel erhabenen Band so gut, dass man „Book Of Bad Decisions“ trotzdem gerne zum Freund haben möchte. Den letztendlich ist auch ein Schritt zurück eben doch ein Schritt und wer mit Clutch sowieso schon gerne gereist ist, der macht auch hier gerne eine Ehrenrunde mit. Das erhöht die Vorfreude auf das nächste Album nämlich auf jeden Fall.

Inga
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