CHIEFLAND Wildflowers

CHIEFLAND
Wildflowers

cw. Erwachsenwerden ist hart. Nachdem man sich im Kindesalter jedes Jahr mehr danach sehnt, endlich die Freiheiten der Adoleszenz zu genießen, kommt wohl jeder früher oder später an die pubertäre Erkenntnis, dass das Leben mit zunehmendem Alter nicht unbedingt einfacher wird – Wachstumsschmerzen und Gefühlsduselei sind die Antwort. Während viele Pop-Punk- und Emo-Bands diese Entwicklung mit oft hohem Fremdschäm-Faktor behandeln, gelingen Chiefland eine gnadenlos ehrliche und angenehm unprätentiöse Bestandsaufnahme ihres eigenen Reifeprozesses – mit hochemotionalem Melodic Hardcore, der in seinen besten Momenten nach Szene-Größen wie Hotel Books, La Dispute oder Casey klingt, der aber zu jeder Sekunde seine Eigenständigkeit bewahrt. Post-Rockige Ambient-Flächen treffen auf harte Breakdowns,  atmosphärische Spoken-Word Passagen auf hymnische Melodien und emotionale Screamo-Ausbrüche, die in ihrer Intensität an die Post-Hardcore-Vordenker Fjort heranreichen. Trotz Momente kathartischen Aufbegehrens wie dem mitreißenden “Cathedrals” oder dem stimmungsvollen, sentimentalen Talk-Rock- Opener “Moving Parts/Fever Dream” stellen Chiefland immer wieder optimistische, Mut machende Untertöne heraus. So etwa das bildliche “Indian Summer”, in dem das Quartett die bittersüßen Ecken der Gefühlswelt beleuchten:  “Every morning and every day/I find another reason to stay” als Appell gegen das Aufgeben und, wie das ganze Album “Wildflowers”, als trotziger Aufbruch im Angesicht der Verzweiflung.

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