CALEXICO The Thread That Keeps Us

CALEXICO
The Thread That Keeps Us
City Slang/Irascible

hug. Im Nachhinein sieht man klarer, dass sich der Wechsel angekündigt hat: Schon auf ihrem letzten Album klangen Calexico einiges griffiger als auf ihren früheren Alben. Die TexMex-Musik, die niemand so wunderbar schwebend und fluid hinkriegte wie eben diese Band aus Tucson, erhielt auf «Edge To The Sun» von 2015 klarere Konturen, sprich kam geradliniger daher, mit weniger musikalischen Farbtupfern ausgeschmückt und weniger ziseliert als frühere Alben. Nun wagen Calexico scheinbar ohne ersichtlichen Grund einen massiven Schritt vorwärts ins Unbekannte: Die Songs auf «The Thread That Keeps Us» sind nicht nur vergleichsweise schnurgerade und für Calexico-Verhältnisse geradezu schnörkellos, sie sind darüber hinaus oft durchtränkt von einer kribbeligen und durchaus auch kribbelig machenden Unruhe. So ganz im Stil von: Wir machen jetzt was Neues, was Schnelleres, wir wollen jetzt eine Indierockband sein. Natürlich sind Calexico deswegen noch lange keine Rockband und texmexig ist die Musik noch immer, weil die bewährten Songwriter-Qualitäten der Band klar erkennbar bleiben. Aber ihre Versuche gehen sogar so weit, dass der elfte von 15 Songs, «Eyes Wide Awake» bis zur schieren Unerträglichkeit übersteuert ist. Das lässt Calexico-Fans etwas ratlos und irritiert zurück. Aber vielleicht war genau das die Absicht: So hat die Band den Weg frei, beim nächsten Album das rauszufinden, auf dessen Suche sie sich mit «The Thread That Keeps Us» gemacht haben.

Christian
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Seit den Sex Pistols «into music», seit 2001 freier Journalist und Buchautor. Jahrelange Mitarbeit im «Music Scene», «Toaster», TagesAnzeiger - Ernst», «Style» und andere. Kein MP3-Freund.

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