BRIAN PROTHEROE
The Albums 1974-76
Cherry Red Records
Im Booklet zu «The Albums 1974-76» meint der aus Salisbury stammende Brian Protheroe: «Music And Acting Were Always Of More Or Less Equal Importance From My Early Teens. » Protheroe spielte schon früh in lokalen Bands und stand auf den Bühnen von Amateur-Theater-Gruppen. Das theatralische merkt man auch seinen Songs an. Sein erstes Album «Pinball» (1974) strotzt nur so von Songs, die man als Untermalung für Theaterstücke oder Musicals verwenden könnte. Beim Hören von «Moon Over Malibu» fühlt man sich unvermeidbar an einen fernen Südseestrand mit kitschigem Sonnenuntergang katapultiert. Der Auftakt «Clog Dancer» geht ganz gut als humorvolle Cabaret-Novelty-Nummer durch. Das schräge «Kinotata» ist bestens für experimentelles Theater geeignet. Und die Ballade «Lady Belladonna» könnte gut eine Romanze untermalen. Protheroe bewies mit «Pinball» ein gutes Händchen für clever-unterhaltsam-hintergründige Popsongs, die sich hinter niemandem verstecken mussten. Leider schaffte es nur der behutsame Titeltrack «Pinball» in die UK-Charts (Platz 22). Sein zweites Album «Pick Up», 1975 erschienen, überzeugt mit den gleichen Qualitäten wie das Debüt. Clever-verspielte Popsongs, welche die Seele und das Gehirn gleichermassen stimulieren. Allen voran das humorvolle «The Good Brand Band». Das vertrackte «Scobo Queen» überzeugt mit viel «Schubidu», einer Elvis-Einlage und verbalen Ausbrüchen. «Chase Chase Chase» ist eine spritzige Country-Nummer mit viel Tempo. «Soft Song» ist schlicht und einfach eine bezaubernde Ballade. Und der Titeltrack, mit 7:51 Minuten der längste Song, zeigt Protheroe von seiner theatralischen Seite. Immerhin schaffte es besagtes «Pick-Up» in das Cabaret-Stück KinoTata. Das dritte Werk «I/You», ein Jahr später erschienen, festigt den Ruf von Protheroe als versierten Songwriter, der mit Leichtigkeit verspielte, humorvolle, tiefgehende und eingängige Songs schreibt. Dieses Mal streckt er sich mit dem Song «Under The Greenwood Tree» gar in Richtung Jethro Tull (Kein Wunder, Ian Anderson und Barriemore Barlow der besagten Jethro Tull waren darauf zu hören). Der Text stammt von William Shakespeare. Und «Never Join The Fire Brigade» ist ein schräger Novelty-Song. Leider trifft Protheroe mit seiner erfrischenden Exzentrik nicht den Massengeschmack. Man darf dem Publikum nicht zu viel zutrauen! Als Schauspieler läuft es besser. 1976 tritt er im Rock-Musical «Leave Him To Heaven» auf, zu dem es auch einen Soundtrack gibt. 1978 ergattert er eine Rolle im Film «Supermann». Es folgen viele weitere Rollen in Film, Theater und Fernsehen. Protheroe legt seine Musikkarriere beiseite. Einzig zwei Zusammenstellungen («Brian’s Big Box», 1996 / «Pinball And Other Stories», 2006) rufen seine Musik zeitweilig wieder ins allgemeine Gedächtnis. Im letzten Jahr erscheint mit «Desert Road» endlich wieder ein neues Werk. Protheroes Songs sind ruhiger geworden, er ist schliesslich schon76 Jahre alt, und weniger verspielt aber sein gutes Händchen für eingängige Songs hat er sich bewahrt. Die 3-CD Box «The Albums 1974-76», enthält all seine Alben aus den 1970ern inklusive, leider nur wenigen Bonustracks. Das ist zwar schade, dass man endlich all seine drei genialen Alben in einer Box serviert bekommt, tröstet aber darüber hinweg.
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