BLOSSOM TOES We Are Ever So Clean

BLOSSOM TOES
We Are Ever So Clean
Cherry Red Records

Der Produzent der Blossom Toes, Giorgio Gomelsky, sah seine Schützlinge als eine Mischung aus den Beatles und den Monkees. Eine Mischung aus «Revolver» und «Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band» (Beatles) und «Head» (Monkees) wäre wohl präziser gewesen. Das Quartett um Sänger Brian Godding präsentierte sich auf ihrem Debüt «We Are Ever So Clean» nämlich im besten Sinne psychedelisch, schräg und exzentrisch. So nebenbei: Die Schrägheiten waren auch dem Drogenkonsum der Band geschuldet. Besagtes Album löste bei seiner Veröffentlichung im November 1967 gemischte Gefühle aus. Die einen waren begeistert, die anderen fanden das Debüt der englischen Band schlichtweg langweilig. Dass «We Are Ever So Clean» nicht so langweilig sein kann, bezeugen wohl auch die hohen Preise (Auf Discogs ist man mit 361 Franken dabei), die für eine Originalkopie der LP gezahlt werden und die diversen Wiederveröffentlichungen. Die aktuelle Wiederveröffentlichung auf Esoteric Recordings kommt als 3-CD-Set daher. Disc 1 enthält das Originalalbum mit vier Bonustracks. Songs wie «Look At Me, I’m You», «I’ll Be Late For Tea», «The Remarkable Saga Of The Frozen Dog» oder «What Is It For» belegen, dass Blossom Toes ein gutes Händchen für vertrackt harmonische Psych-Pop-Kleinode haben. In «People Of The Royal Parks» schwillt das Ganze gar zu einer Art Mini-Oper an. Formidabel!! CD 2 enthält Ausschnitte aus einem Konzert im Philipe’s Club in Stockholm im August 1967. Die acht Songs wurden bereits 2009, zusammen mit anderen, als «Love Bomb – Live 1967-69» veröffentlicht. Interessant ist, dass bloss ein Song von «We Are Ever So Clean» darunter zu finden ist. «The Remarkable Saga Of The Frozen Dog» wurde auch noch gleich von 3:02 auf 09:50 verlängert. Blossom Toes klingen live wie eine andere Band, und das nicht nur wegen der suboptimalen Soundqualität. Es wird viel gejammt. Die Songs (Neben eigenem Material auch Covers von Captain Beefheart, Shawn Phillips und Howlin’ Wolf) werden gedehnt und gestreckt. Die dritte CD bietet diverse BBC-Sessions und ein Interview mit Gitarrist Jim Cregan, der später bei  Family, Rod Stewart und Cockney Rebel spielte. Es ist spannend zu hören, wie sich Songs wie «The Remarkable Saga Of The Frozen Dog» oder «What On Earth» vom ersten Demo bis zur endgültigen Fassung entwickelt haben. Von Langweile keine Spur, im Gegenteil.

Roebi
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