BLACK SABBATH
13
Universal
ip. Es ist da. Rick Rubin bringt es auf den Punkt: „It scratches the Black Sabbath itch.“ Dieses Black Sabbath-Jucken war bis jetzt eine Krankheit, die unheilbar schien. Mit 13 gibt es jetzt aber endlich ein Heilmittel. Und es wirkt.
Eigentlich gilt es hier nur die Frage zu beantworten: Welche Band ist mutig genug, nach 13 dieses Jahr noch ein Album zu veröffentlichen? Denn an sich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, an Black Sabbath vorbeizukommen. Mit 13 sind Black Sabbath wieder da, wo sie die Musikwelt vor über 30 Jahren verlassen haben. Roh, mit erhabener Iommi-Wucht, rollendem Butler-Bass und einem Ozzy, den man singend wesentlich besser versteht, als sprechend. Und natürlich einem Brad Wilk (Rage Against The Machine) an den Drums, der einen fantastischen Job hinlegt.
Man fragt sich blutenden Herzens, was gewesen wäre, wenn die Herren sich nicht zerstritten hätten, sondern die verlorene Black Sabbath-Zeit mit der Musik gefüllt hätten, die nur sie zu schreiben in der Lage sind. Da jede Medaille aber zwei Seiten hat, hätte 13 wahrscheinlich nicht den Stellenwert, den es als Reunion-Album heute besitzen darf. Darum tippt man seinen Hut respektvoll in Richtung Rick Rubin an, der mit seinem untrüglichen Gespür aus Black Sabbath wieder die Band geknetet hat, die von sämtlichen Rock- und Metalmusikern seit 40 Jahren verehrt wird. Mit 13 zeigen Black Sabbath, dass sie dieser Verehrung immer noch gerecht werden.
„End Of The Beginning“, der achtminütige Opener des Albums, klingt, als ob Ozzy jeden Moment wieder mit „What is this that stands before me“ einsetzt; der legendären ersten Zeile ihres ersten Songs auf dem selbstbenannten Debut von 1970. „God Is Dead?“, die erste Single, lebt vom Wechsel aus Iommis hypnotischem Gitarrenlauf und einem seiner tonnenschweren Riffs, die einen in ihrer Schlichtheit immer wieder umhauen. „Loner“ zieht im Tempo etwas an, ist dafür mit knapp fünf Minuten aber auch einer der drei kürzesten Songs. „Zeitgeist“ klingt wie eine Fortsetzung von „Planet Caravan“, mit ruhigen Percussions und dickem Basslauf. „Age Of Reason“ swingt in Drums und Gitarre und besitzt einen bis zum Schluss ausgereizten Drive, der sich stetig steigert und unmissverständlich klarmacht, woher der Doom-Metal kommt. „Live Forever“ fängt vergleichsweise progressiv an, mündet in einen Güterzug von Strophenriff und im Refrain erklärt Osbourne: „I don’t want to live forever, but I don’t want to die“, was angesichts seiner (leider erneuten) Suchtprobleme einen leicht ironischen Unterton bekommt. „Damaged Soul“ fällt mit einem lupenreinen Bluesriff und Harmonica aus der Reihe und ist genau deshalb das versteckte Highlight, das 13 auf ein anderes Level hebt. Die Soli sind so gut, dass man aufhört zu atmen, um jeden Ton mitzubekommen. Grossartig! Den Abschluss macht „Dear Father“ mit einem Grundriff, das von Slayer (die aber auch wieder bei Black Sabbath geliehen haben – Kreis geschlossen) stammen könnte und das im Refrain ein wenig nach Ozzys Soloalben klingt.
13 in Worte zu fassen ist lediglich der Versuch einer Beschreibung. Black Sabbath muss man eigentlich sowieso nicht beschreiben, denn sie erklären sich von selbst. Rick Rubin hat die ursprünglichen, rohen Black Sabbath gesucht. Er hat sie gefunden, Iommi davon überzeugt, wieder nur eine Gitarrenspur aufzunehmen und Ozzy an den, nein, über den Rand des Wahnsinns hinausgetrieben und ihm so eine respektable Gesangsleistung entlockt. Auch hier soll Geezer Butler zum Schluss zitiert werden: „Es ist ein Erbe, das wir selbst antreten.“ Aber an sich ist es kein Erbe. Es ist eine Weiterführung dessen, was logisch erscheint, eine beispiellose Besinnung auf sich selbst und eine Erinnerung für alle Rock- und Metalmusiker daran, wo sie ihre Inspiration herbekommen. Amen.