AMORPHIS Queen Of Time

AMORPHIS
Queen Of Time
Nuclear Blast / Warner

tp. Mit dem Einstieg vom Tomi Joutsen als Sänger und dem Album „Eclipse“ (2006) begann für Amorphis ein neues Kapitel in der Bandgeschichte, welches bis heute andauert. Mit seiner beeindruckenden stimmlichen Gabe verlieh er der Band den benötigten Auftrieb. So vermochten Amorphis seither konstant mit jedem folgenden Album auf der Treppe ihrer Entwicklung nach oben zu steigen. Mit „Queen Of Time“ nehmen sie keine Stufe mehr sondern platzieren sich auf einem Podium.

Die bereits vorab veröffentlichte Single „The Bee“ macht den Auftakt und versprüht mit prägnanten Gitarrenriffs und Keyboards atmosphärisch eine gewisse Essenz vom Album „Elegy“ (1996). Tomi Joutsen variiert seinen Gesang, so wie es dem Song dient; mit harschen Growls durch die Strophen und melodischem Klargesang im Refrain. Oder auch umgekehrt, wie in „Daughter Of Hate“, wo er sich mit seiner fiesesten Death Metal Stimme durch den Kehrreim keift, während der übrige Song teilweise mit choralen Gesängen und Saxophon-Einlagen verfeinert wird. Gegen dessen Ende läutet Lead-Gitarrist Esa Holopainen mit einem Solo einen von Band-Lyriker Pekka Kainulainen auf Finnisch gehaltenen Sprech-Part ein. Auf dieses erste Highlight folgt „The Golden Elk“, bei dem das Klangspektrum mit orientalischer Instrumentation erweitert wird. Einflüsse von Piirpauke oder Orphaned Land machen sich dabei bemerkbar. Der Mittelteil des Albums besteht aus 4 soliden, meist in mid-tempo gehaltenen Songs, in der für Amorphis so charakteristischen Spielweise des progressiven Melodic Metals. Kontrastreicher wird es wieder gegen das Ende des Albums mit der melodiösen bis zuweilen beinahe poppig ausfallenden Hit-Nummer „Amongst Stars“, bei dem Tomi zusammen mit Gastsängerin Anneke Van Giersbergen (Ex-The Gathering) ein schönes Duett liefert, was bemerkenswert gut funktioniert. Spannung erzeugt dann der Song „As Mountains Crumble“, welcher zunächst balladesk startet, sich dann steigert in Tempo und Intensität bevor er von warmen Hammond-Orgel Klängen in ein psychedelisches Kleid gehüllt wird. Auch der letzte Song „Brother and Sister“ wird getragen von Santteri Kallios melodischen Keyboards sowie schönen Gesangslinien, die stellenweise sogar an Lake Of Tears erinnern. Tomi zeigt dabei eine behutsame und sanfte Facette seiner Stimme, von der man gerne mehr hören würde.

Es ist augenfällig, wie gereift und souverän Amorphis auf „Queen Of Time“ klingen. Sorgfältig und spannend arrangierte Songs, bilden ein kohärentes Album voller Diversität, welches erneut von Jens Bogren adäquat produziert wurde. Dabei zieht die Band jegliche Register ihres musikalischen Repertoires und erweitert dies gezielt und sehr gelungen mit neuen Aspekten. Die besondere Güte des Albums wirft am Ende die Frage auf, ob es Amorphis künftig gelingen wird, den ebenbürtigen König zu komponieren, der sich neben die „Queen Of Time“ auf den Thron der Band-Discographie setzen kann.

Tomi Palinkas

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