ALICE IN CHAINS
The Devil Put Dinosaurs Here
EMI
ip. Vier Jahre nach „Black Gives Way To Blue“ gibt es Neues aus dem Alice In Chains Camp. Die ursprünglich geplante Veröffentlichung für Ende 2012 musste aufgrund einer Schulteroperation von Mastermind Jerry Cantrell, der die Schnippelei übrigens gut überstanden hat, verschoben werden. Zwei Songs, „Hollow“ und „Stone“, haben den Weg an die Öffentlichkeit bereits gefunden und lassen Fans mit hängender Zunge auf den Rest warten. „The Devil Put Dinosaurs Here“ liefert den mit Abstand besten Albumtitel seit langem und zeigt die Band zum einen, wie man sie kennt, zum anderen aber auch, wohin sie sich bewegt hat, seit William DuVall die Nachfolge von Layne Staley angetreten hat. Alice In Chains haben ihre Mischung aus Melancholie und Schwere über die Jahre weiterentwickelt und „The Devil Put Dinosaurs Here“ setzt die wahrscheinlich düsterste Marke. Mit Ausnahme von „Voices“, das vergleichsweise flockig und leicht nach den Beatles klingt, zeichnen sich die zwölf Tracks allesamt durch eine Schwermütigkeit aus, die es in der Dichte noch auf keinem Vorgängeralbum gegeben hat. Der Opener „Hollow“ ist das erste Video, hat zum Zeitpunkt der Rezension fast 1,5 Millionen Klicks auf Youtube und kletterte in den Mainstream Rock Charts der USA direkt auf den ersten Platz. Das gewohnt treibende Riffing und die auf dem gesamten Album durchgehenden zweistimmigen Vocals hinterlassen überhaupt keinen Zweifel daran, wohin „The Devil Put Dinosaurs Here“ den Hörer mitnimmt. „Pretty Done“, „Breath On A Window“ und der Titeltrack sind typische Alice In Chains-Songs mit Trademark-Gitarren-Wehmut und hypnotischem Vorwärtsdrang. „Lab Monkey“ hat einen leichten Soundgarden-Einschlag und besticht mit einem vergleichsweise exotischen Riff und „Low Ceiling“ klingt nach einem Rocknroller, den man mit Lässigkeit ein paar BPM zu langsam spielt. Das wunderbar getragene „Scalpel“ mit Akustikgitarre und einem auflösenden Refrain setzt als Ballade mit aufhellender Stimmung einen schönen Kontrapunkt in die Trackliste. Eines der besten Riffs der Bandgeschichte liefert danach„Phantom Limb“, ein Highlight des Albums, das genauso gut auch aus den früheren Tagen hätte stammen können und mit einer Portion mehr Heaviness glänzt. „Hung On A Hook“ und „Choke“ beenden das fünfte Studioalbum des Vierers mit wiederum leiseren Tönen.
„The Devil Put Dinosaurs Here“ ist ein Album, das nicht auf Überraschungen setzt oder mit Experimenten und Abgehnummern punkten möchte. Das muss es auch nicht, denn Alice In Chains sind eine konstante Grösse, die seit weit über zwanzig Jahren unverwechselbare Musik von hoher Qualität schreibt und damit immer noch überzeugt. „Dinosaurs“ reiht sich nahtlos in diese Chronik ein. Die Band hat den Verlust ihres Freundes und Sängers mit unglaublich viel Würde, Vorsichtigkeit und Zeit verarbeitet, ohne dass je Zweifel oder Kritik an der neuen Formation aufgekommen wären. Und vor allem haben sie mit William DuVall einen Musiker gefunden, der diese Veränderungen mitträgt und die Grenze zwischen Erinnerung und Neuanfang aufgehoben hat. Vor Alice In Chains kann man schlicht nur den Hut ziehen.