Australian rock band AC/DC play at the Letzigrund in Zurich, Switzerland, on 29 June 2024.
Letztmals haben die australischen Rocker um Gitarrist Angus Young 2016 der Schweiz einen Besuch abgestattet: Damals noch im Berner Wankdorf, mit Axl W. Rose an den Vocals, der mit Gipsbein für den damals aus gesundheitlichen Gründen unpässlichen Brian Johnson eingesprungen ist, und mit Cliff William (Bass) und Chris Slade (Schlagzeug). Doch alles der Reihe nach: An diesem schwülheissen Samstag (mit Gewitterwarnung) strömten 50’000 Fans jeglichen Alters aus nah und fern zum Zürcher Letzigrund, welches sich vielmehr als Konzert- denn als Fussballstadion eignet.
Schon ab dem Mittag waren AC/DC-Fans dominant im Zürcher Stadtbild und haben dem gleichzeitig stattfindenden Trachtenfest das Wasser ordentlich abgegraben. Konkurrenziert wurde der am frühen Abend auftretende Opening Act «The Pretty Reckless» um Sängerin Taylor Momsen auch vom EM-Kracher Schweiz-Italien, so dass dann noch keine richtige Stimmung aufgekommen ist, was aber auch am nicht zündenden (alternativen) Hardrock der Truppe gelegen haben mag.
Doch nachdem der Schweizer Sieg in trockenen Tüchern war, ging es Punkt 19.56 Uhr los und der Übersong «If You Want Blood (You’ve Got It)» vom an diesem Abend dreimal zum Zug kommenden 1979-er Album «Highway To Hell» eröffnete den Best-Of Reigen von AC/DC mit einem Brian Johnson ganz in schwarz und mit obligater Mütze und Angus Young in seiner roten Schuluniform. Weiter ging es mit «Back In Black», Titelsong der grossen Comeback-Scheibe nach dem tragischen Tod von Originalsänger Bon Scott (sage und schreibe fünfmal in der Setlist vertreten).
Der Sound kam sehr druckvoll und ordentlich laut über die Boxen und den grossen Marshall-Türmen und die Band machte einen sehr aufgeräumten und tighten Eindruck mit dem Aktivposten Angus Young, der wiederholt zu seinem weltbekannten Entenmarsch ansetzte. Hervorzuheben ist auch das präzise Zusammenspiel der gesamten Band: Stevie Young an der Gitarre und die beiden Tourmusiker Chris Chaney an Bass (der den Tour-müden Cliff Williams ersetzt; unter anderem ex-Jane’s Addiction und Alanis Morissette) und Drummer Matt Laug (u.a. ex-Alice Cooper und Alanis Morisette).
Nach dem neuen «Demon Fire» und dem Klassiker «Shot Down In Flames» folgte mit «Thunderstruck» und einem Angus Young nur noch im weissen Hemd. Die Stimmungskurve ging erstmals richtig steil nach oben – denn ab jetzt war allen in der Arena klar, dass AC/DC auch 2024 immer noch die besten ihres Fachs sind! Wenn auch etwas gemächlicher auf der Bühne unterwegs, konnte Brian Johnson stimmlich vollends überzeugen. Hut ab. Nach dem entspannten «Have A Drink On Me» ging das Publikum bei «Hells Bells» natürlich mit Glocke vollends steil. Es folgten dann wechselweise neuere und ältere Songs, wobei Letztere in der Mehrzahl und Erstere verzichtbarer waren («Rock’n’Roll Train» hätte man sich beispielsweise sparen können). Als absolute Perlen konnten die beiden Songs vom 78-er Album «Powerage» überzeugen, «Sin Sity» und «Riff Raff».
Gegen Ende des regulären Teils der Show war die Hitdichte der sehr frisch scheinenden AC/DC sehr hoch mit Granaten wie «Highway To Hell», «High Voltage», «Dirty Deeds Done Dirt Cheap» oder auch «Whole Lotta Rosie» versehen. Das Ende des aus 19 Songs bestehenden regulären Sets markierte eine hingebungsvolle Version des Übersongs «Let There Be Rock», in welcher Angus mit seinen Soli direkt mit dem Publikum interagierte.
Nach einem kurzen Lichterlöschen brachten die beiden Zugaben «T.N.T» und «For Those About To Rock (We Salute You)», selbstverständlich mit Kanonenschüssen, die Stimmung endgültig zum Überborden. Im Fazit kann festgehalten werden, dass AC/DC schlicht und ergreifend immer noch grossartig sind, den Fans das geben was sie vollen und dies in einer konzertwürdigen Lautstärke (im Gegensatz einigen anderen Konzerten in der Schweiz).
Bemerkenswert war auch zudem die Setlist, welche nur fünf Songs beinhaltete, die jünger als 1981 sind. Besser kann ein Nostalgietrip nicht sein. Einzig die Bühnenshow kam ganz ohne Special Effects aus und es wurde nur mit Screens gearbeitet – da wäre etwas mehr drin gelegen. Es bleibt zu hoffen, dass diese insgesamt 27te Show in der Schweiz nicht die letzte war.
Text: Laurent Giovanoli
Photos: Ian Keates
Some really great pictures there. Great work!