Anlässlich des heutigen Releases vom neuen Stray From The Path Album “Euthanasia” haben wir mit Gitarrist Tom Williams geredet, der uns etwas zum neuen Album und dessen Enstehungsprozess erzählt hat.
Tracks: Herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album, das wirklich hervorragend ist und eine einzigartige Mischung aus Metal, Rap und Politik bietet. Kannst du kurz den Entstehungsprozess des Albums beschreiben? Als eine ständig tourende Band mit Bandmitgliedern, die auf der ganzen Welt leben, stelle ich mir die Arbeit daran als extrem herausfordernd vor.
Tom Williams: Danke vielmals. Es war sehr anders als sonst, aber wir hatten viel Zeit, also hat es doch funktioniert. Normalerweise treffen wir uns in einem Raum, um spontan Musik zu machen, aber da Craig und ich die Hauptsongwriter der Band sind mussten wir umdenken. Also haben wir vieles aus der Ferne geschrieben und vieles auf Twitch. Craig hat im Stream ein paar coole Drum-Sachen gemacht, sie programmiert und mir geschickt. Dann bin ich in den Stream gegangen, habe mir angehört, was er gemacht hat und habe angefangen mit dem Publikum dazu zu jammen. Es war großartig sofortiges Feedback von den Zuschauern zu bekommen und man wusste sofort ob etwas gut ist oder nicht.
Tracks: Musikalisch gesehen wird SFTP oft mit Rage Against The Machine verglichen. Ist das ein Vergleich, der euch inspiriert oder belastet? Spielen solche Gedanken beim Songwriting eine Rolle?
Tom: Ich denke, dass es vor allem eine Inspiration und Ehre ist mit der größten Band, die es je gegeben hat, in Verbindung gebracht zu werden. Was ich natürlich hasse ist wenn es negativ verwendet wird. Wenn jemand sagt: “Oh, die sind nur ein RATM-Rip-Off”, dann denke ich, dass das Feedback von jemandem ist, der die Band nicht mehr als einen 30-Sekunden-Clip gehört hat. Finde einen RATM-Song mit Blast-Beats oder tief gestimmten Gitarren wie am Anfang von “Needful Things”. Ich schreibe buchstäblich nur das was ich gerne höre und es gab seit 20 Jahren keine neue RATM-Platte mehr, also schreibe ich für eine Lücke, die ich in der härteren Musik habe und damit füllen will.
Tracks: Auf dem Album gibt es auch ein Feature mit Jesse Barnett (Sänger Stick To Your Guns), mit dem du seit langem befreundet bist und der wie du auch gemeinsame Bandprojekte verfolgt. Warum habt ihr “Bread & Roses” mit ihm aufgenommen? Gab es Überlegungen, ihn vielleicht auch bei anderen Songs zu fragen? “Guillotine” oder “III” wären zum Beispiel ja sehr STYG-artige Songs gewesen.
Tom: Jesse ist wie Familie für uns. Der Song “Bread & Roses” wurde zum Teil durch seine Arbeit mit dem Mutual Aid Projekt und seinem Buchladen All Power Books inspiriert. Außerdem wollten wir, dass zum ersten Mal Gesang in unsere Musik einfließt und wir dachten, dass niemand das besser könnte als er. Der Song verlangte nach ihm, also haben wir ihn engagiert. Es gab keine Überlegungen, ihn etwas anderes machen zu lassen.
Tracks: “Euthanasie” enthält sehr konkrete Kritik an politischen und sozialen Verhältnissen. Andererseits sind die Aufnahmen vor etwa einem Jahr entstanden. Empfindest du die Kritik als “zeitlos” oder ärgerst du dich, dass die Intervalle zwischen Aufnahme und Veröffentlichung nicht kürzer sein können, um noch aktueller auf Ereignisse reagieren zu können?
Tom: Meiner Meinung nach gibt es auf “Euthanasia” nichts, was bereits veraltet ist. “III” wird immer noch relevant sein, wenn man bedenkt, wie grausam und terroristisch die Bullen in Amerika sind. Der Kapitalismus ist immer noch die größte Gräueltat an der Menschheit. Die Rekrutierungspraktiken des Militärs sind immer noch räuberisch. Nichts ist veraltet und wir versuchen das auch nicht zu zulassen.
Tracks: Was den Umweltschutz und vielleicht auch den “Zustand” der Demokratie angeht, soll Europa etwas besser sein als die USA. Fühlt es sich auch so an, wenn ihr in diesem Land auf Tournee seid und welche anderen politischen Unterschiede siehst du zwischen den beiden Kontinenten?
Tom: Ich bin absolut der Meinung, dass Europa ein gesünderer und besserer Ort als die USA ist. Als wir dort drüben waren, gab es ein Problem, bei dem einer von uns in Deutschland ins Krankenhaus musste. In der Hitze des Gefechts haben wir einfach die Notaufnahme aufgesucht und uns um die Behandlung gekümmert. Am Ende, wenn alles in Ordnung ist, fragt man sich: “Scheiße, was wird das kosten?”, und dann sagt der Arzt: “Nehmen Sie sich Zeit und gehen erst, wenn es ihnen besser geht”, das wars. Sie haben uns einfach behandelt und sind dann weitergezogen. Diese Art von Behandlung und Ruhe ist etwas, das unser Land nicht hat. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie überlegen manche Länder den USA sind. Andere Dinge sind zum Beispiel kostenlose Bildung und Universitäten, was auch bedeutet, dass es keine räuberischen militärischen Rekrutierungspraktiken gibt. Anders als in den USA, wo jungen Leuten kostenlose Bildung vorgekaukelt wird, damit sie sich für das US-Militär verpflichten. Wir waren in etwa 40-50 Ländern und die USA sind dabei mit Sicherheit ganz unten.
Tracks: Nächstes Jahr werdet ihr zusammen mit Beartooth durch Europa touren. Wie ist eure Beziehung zu Beartooth, gibt es vielleicht eine Anekdote, wie ihr euch kennengelernt habt und worauf können sich die Fans bei den Shows freuen?
Tom: Wir haben schon vor langer Zeit zusammen in den USA getourt und Connor von Beartooth ist sogar schon einmal für SFTP am Schlagzeug eingesprungen. Wir sind sehr gute Freunde und können es kaum erwarten. Die Fans können eine Menge Energie und Interaktion mit dem Publikum von uns erwarten und eine Show, die sie nicht vergessen werden!
Photo: Gabe Becerra
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