SEETHER, PRANA in der Schüür, Luzern

SEETHER (opening act: Prana)

Schüür, Luzern am 07.12.2014

Text: Mario Hug / Fotos: Sandro Thaler

Ein düsterer Sonntagabend im Advent. Eigentlich perfekt um sich vor der Glotze so richtig kuschelig einzumummeln und das Wochenende gemütlich mit Pizzalieferdienst ausklingen lassen. Denkste. Die Schüür in Luzern ruft, und zwar mit Seether, der Südafrikanischen Band, die kürzlich ihr fünftes Album in die Regale gestellt hat. Das Vorprogramm bestreitet die Band mit dem Namen Prana. Und diesbezüglich stehen uns schon mal zwei Überraschungen bevor. Erstens, die Band um die Sängerin und Songschreiberin PranaNat Varlamova kommt aus Moskau, Russland. Das alleine hört und sieht man ja schon mal nicht alle Tage. Und Zweitens, die Band ist verdammt gut! Die Sängerin kriegt eine grossartig verkratze, krächzende und dreckige Stimme aus ihren Stimmbändern, wenn sie will. Irgendwie scheint der Geist von Courtney Love und Hole durch den Raum zu schweben, eine Spur härter allerdings. (Neinein, Courtney Love ist nicht gestorben, aber Prana erinnern einfach stark an sie.) Und was die für eine Energie an den Tag legt, da bleibt einem fast die Spucke weg. Oder der Atem, wenn man so will, denn „Prana“ ist der Lebensatem, das Leben und die Lebensenergie im Hinduismus. Wer nach der Band im Netz suchen will: pranagrunge.com eignet sich am besten, den ansonsten landet man nur auf irgendwelchen Yoga-Seiten.

So, jetzt ist’s aber an der Zeit sich dem Headliner zu widmen. Der Raum war mittlerweile anständig mit Leuten gefüllt Seether legten sich anständig ins Zeug. Den Anfang machten grossartige Songs aus den vorherigen Alben („Gasoline“, „Needles“ und „Rise Above This“) bis mit dem vierten Stück „See You At The Bottom“, dann auch das erste neue Lied gespielt wurde. Und das hat dann den Knopf zwischen Band und Publikum gelöst, so schien es. Die Ballade „Broken“ wurde dann vom Sänger Shaun Morgan und vom 2014 12 07 SeetherBassisten Dale Stewart im Duo vorgetragen. Der Saal wurde somit für einen Moment ziemlich ruhig, sämtliche Ohren lauschten den ruhigeren Klängen, es war ja schliesslich Advent. Schliesslich wurde dann der Lautstärken- und Stromgitarren-Pegel wieder etwas nach oben korrigiert und die Nackenmuskeln konnten nochmals anständig strapaziert werden. Auch Nirvana wurde wieder Tribut gezollt und zwar mit dem Cover-Song „Heart Shaped Box“. Und als allerletzten Song durfte dann „Remedy“ herhalten. Alles in allem eine ordentlich Performance, aber die Band hat man definitiv schon spielfreudiger und kommunikativer gesehen. Zwischen den Songs hat es Morgan tunlichst vermieden eine Interaktion mit dem Publikum eingehen zu müssen. Er hat jeweils ein kurzes Gitarren-Riff aufgezeichnet und dann als Loop wiedergegeben, bis die neue Gitarre wieder eingestöpselt war, am Becher genippt wurde und alle bereit für den nächsten Song waren. Das hatte einen etwas lieblosen Touch und fühlte sich an wie das Runterspulen eines Programmes. Die Vorband Prana hat da deutlich mehr Spielfreunde auf die Bretter geknallt.

 

Hanns
About Hanns Hanneken 528 Articles
Hanns, der Gründer von TRACKS, ist der CH-Musikszene seit den 80er-Jahren als Produzent, Musiker und Redaktor eng verbunden. Er war jahrelang Chefredaktor des Schweizer Musikmagazins MUSIC SCENE, des deutschen Magazins MUSIK SZENE und arbeitete für u. a. MUSIK EXPRESS, METAL HAMMER.