JENN GRANT The beautiful Wild

JENN GRANT The beautiful Wild

JENN GRANT
The beautiful Wild

Blue Rose Records

mey. Mit Jenn Grant stelle ich einen für uns noch unbekannten Star der kanadischen Indie-Folk-Pop-Country-Szene vor. Jenn Grant, die 32-jährige Singer/Songwriterin aus Halifax versucht mit ihrem neusten Album auch in Europa Fuss zu fassen. Stilistisch bewegt sich das vierte Album „The Beautiful Wild“ ganz auf der Stilpalette des CanAmerikana. Die einzelnen Songs sind jedoch immer ein wenig poppig angehaucht, was vielleicht für manchen Zuhörer nicht so recht in die traditionelle Americana Kiste passt. Das muss es aber auch nicht unbedingt, denn die Lieder von Jenn Grant sind originell, liebevoll interpretiert und zweifellos toll arrangiert. Wenn man sich mit ihren früheren Werken auseinandersetzt merkt man schnell: Diese Frau hat sich stetig weiterentwickelt und das neuste Album klingt in sich am vielseitigsten und am ausgereiftesten.

„The Fighter“ beginnt mit leichten Old Country Einflüssen wird zunehmend rockiger, doch gespickt mit schönen Banjo-, Fiddle- und Pedal Steel-Parts bleibt der Sond immer auf der Country Spur. „I Want You Back“ überrascht als lebendiger Song mit schönen Harfen Klängen und einer Steigerung im Chorgesang bis hin zum Kinderchor. „Hollywood“ erweist sich als lyrische Ballade mit weichem Pedal Steel Hintergrund. Ein Sprung zu „Gone Baby Gone“ führt uns mit seinen Sitar Klängen im Intro in den Orient, bevor eine scheppernde E-Gitarre dem Song eine expressive Stimmung verleiht. Auch für schöne Balladen-Stimmungen ist gesorgt, „Aida“ und „Michael“ sind zwei tolle Songs, die Jenn Grants ausdrucksstarke Stimme zur Geltung bringen. „In The Belly Of A Dragon“ ist ein grooviger Indie-Pop Song. Hier vermisse ich die letzte Konsequenz, die den Song zum Ohrwurm gemacht hätte. Nach dem Traditional „Green Grows The Lilac“ wartet ein absolutes Highlight: nur von einem Piano begleitet singt Jenn Grant eine fantastische Version von „Eye Of The Tiger“. Als Ballade klingt dieser Killer-Song von Survivor wie aus einer anderen Hemisphäre.

Ein interessantes Album, das uns Jenn Grant serviert. Langweilig wird das Werk nie, weil immer wieder neue Sound- und vor allem Song-Puzzleteile zum Vorschein kommen. Es wäre Jenn Grant zu gönnen, wenn sie hierzulande mehr Aufmerksamkeit erhalten würde.

Hanns
About Hanns Hanneken 528 Articles
Hanns, der Gründer von TRACKS, ist der CH-Musikszene seit den 80er-Jahren als Produzent, Musiker und Redaktor eng verbunden. Er war jahrelang Chefredaktor des Schweizer Musikmagazins MUSIC SCENE, des deutschen Magazins MUSIK SZENE und arbeitete für u. a. MUSIK EXPRESS, METAL HAMMER.