DEEP PURPLE Perfect Strangers Live

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DEEP PURPLE

Perfect Strangers Live

Eagle Vision/MV

 

hh. Als sich Deep Purple 1984 in der klassischen Besetzung (MkII: Ritchie Blackmore, Jon Lord, Ian Gillan, Roger Glover, Ian Paice) reformierten und das gefeierte „Perfect Strangers“ Album ablieferten, folgte zur Veröffentlichung natürlich auch eine Welttournee. Nun liegt von dieser Tour erstmals ein offizieller Live-Mitschnitt eines Konzerts vom australischen Tourauftakt vor. Die Band präsentiert sich in allerbester Stimmung, untereinander sind (noch) alle bei bester Laune, was sich auch in der musikalischen Leistung hör- und sichtbar niederschlägt.  Gillan ist noch voll im Saft, seine späteren Stimmprobleme sind nur am Rande spürbar („Child In Time“), Jon Lord ist bzw. war ohnehin der allzeit beste Hammond-Spieler im Rock und das tighte und massiv groovende Rhythmus-Gespann Roger Glover und Ian Paice treiben den Purple-Kreuzer gnadenlos durch diesen Hardrock-Hurricane. Und der Troublemaker Blackmore beweist hier eindrücklichst, dass er derjenige ist, der der Truppe den von vielen Fans heute so schmerzlich vermissten Dreck und die musikalische Brutalität verpasst. Bei ihm paart sich Virtuosität mit Attacke und es wird einmal mehr deutlich, dass er der einzig wahre Purple Gitarrist war und auch auf alle Zeiten bleiben wird. Neben den Klassikern bringt die Band fünf Songs aus ihrem Comeback Album („Nobody’s Home“, „A Gypsy’s Kiss“, „Under The Gun“, „Knocking At Your Back Door“ und natürlich den Titeltrack „Perfect Strangers“). Neben den alten Gassenhauern wirken die neuen Songs noch etwas verhalten und brav, insgesamt aber zeigen die Briten hier eine erstklassige Performance und rocken hart und kompromisslos. Bild und Ton sind OK, mehr aber auch nicht. Der Gesamtsound ist zwar satt, das Mischverhältnis der Instrumente lässt jedoch Wünsche offen. So ist Blackmore’s Gitarre zu oft überdominant, speziell in den Soli deckt er alles zu. Auch der Gesang wäre an heutigen Massstäben gemessen überarbeitungswürdig, die Effekte (Hall) stehen oft in schlechtem Verhältnis, soll heissen: viel zu laut. Die Kameraführung bzw. die Regie scheint nicht gerade Liveaufnahmen-Erfahrung zu haben. Bis der Regisseur beispielsweise merkt, dass das Gitarrensolo nicht vom Bassisten gespielt wird, dauert es schon eine ganze Weile.

Aber trotz dieser Abstriche sind wir froh und dankbar, dass wir nun an dieser Reunion auch live teilnehmen dürfen. Denn hier standen noch einmal die einzig wahren Purple zusammen in bester Spielfreude auf der Bühne. Für Fans unverzichtbar.

Hanns
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Hanns, der Gründer von TRACKS, ist der CH-Musikszene seit den 80er-Jahren als Produzent, Musiker und Redaktor eng verbunden. Er war jahrelang Chefredaktor des Schweizer Musikmagazins MUSIC SCENE, des deutschen Magazins MUSIK SZENE und arbeitete für u. a. MUSIK EXPRESS, METAL HAMMER.