DEEP PURPLE Now What ?!

DEEP PURPLE So What

DEEP PURPLE

Now What

Edel/Phonag

 

hh. Mit dem 19. Studioalbum und im 45. Jahr des Bestehens kommen Deep Purple mit einem Album, das die Lücke zwischen den grossen Klassikern der frühen 70er und den Platten der „Neuzeit“, sprich ab dem Reunion-Album „Perfect Strangers“ schliesst. Gleich der Opener des Albums „A Simple Song“ ist so simpel aber nicht, denn nach einem verhaltenen Intro donnert es in bester Purple-Tradition brachial los, die „beasty“ Hammond inklusive (ein Gruss an Jon Lord!). Der Song hätte es auch problemlos auf „In Rock“ geschafft, besser hätten Purple ihr neues Album nicht eröffnen können. Und fett rockend geht es weiter, „Weirdistan“ maschiert straight forward, einzig die Syntheziser-Einschübe mögen den old-school-Fan etwas verstören, aber Roger Glover entschädigt mit einem geilen Bass-Riff und Hammersound. „Out Of Hand“ erinnert an „Perfect Strangers“ (im positiven Sinn) und Gillan, der sich auf diesem Album in bester Sangeslaune präsentiert, glänzt mit toller Melodieführung und das Sahnehäubchen liefert dann noch Steve Morse mit geilem Solo. Das alles zusammen mit einem tollen Arrangement macht „Out Of Hand“ zu einem der besten Songs des Albums. Und das will was heissen, denn „So What“ besticht praktisch über die ganze Länge mit herausragenden Songs, die jeden Purple-Fan in Verzückung versetzen werden – und zwar alte wie neue! In „Hell To Pay“ liefert Gillan eine massive Stadion-Hookline auf harter Rockbasis und das Hammond-Solo auf treibendem, pumpendem Bass/Drum-Teppich mit den Harmonie-Läufen von Hammond und Gitarre ist einfach nur geil! Der absolut perfekte Live-Song – Deep Purple at it’s best!

„Body Line“ mit einem an Blackmore erinnernden Gitarren-Solo swingt und groovt, einmal mehr besticht der Song durch die perfekte Symbiose von Glover und Paice. „Above And Beyond“ erinnert durch Keyboard-Thema und Gesangslinie an Emerson, Lake & Palmer, bleibt aber stets Deep Purple.

„Blood From The Stone“ mit Fender Rhodes Piano kommt etwas gemässigter daher, um in der Bridge allerdings wieder heftig und satt Dynamik zu verbreiten. Das angejazzte Piano-Solo mag nicht jedermanns Sache sein, bringt aber willkommene Abwechslung. „Uncommon Man“ mit langem Gitarren-Intro und typischen Keith Emerson Keyboard-Fanfaren ist ein verhaltener Midtempo-Rocker, der sich nach und nach zu musikalischem Breitwand-Kino aufbaut. „Aprez Vous“ gibt dann wieder die typischen Purple-Kante mit langem, spannendem „Frage/Antwort“-Solo von Gitarre und Keyboard auf einem soliden Bassgroove. „All The Time In The World“ ist eine schöne rockige Ballade ohne Zuckerguss, von Ian Gillan mit viel Gefühl und Seele interpretiert. „Vincent Price“ mit dezenten Psychedelic-Einschüben und schwerem Groove und einem typischen Gillan-Schrei beschliesst das Album. Auf der Special-Edition gibt es noch den Jerry Lee Lewis-Klassiker „It’ll Be Me“ als Bonus. Produzent Bob Ezrin hat hier ganze Arbeit geleistet. Der Sound ist perfekt, drückt gewaltig und liefert hohe Dynamik. Zudem hat er aus der Band absolute Höchstleistungen herausgekitzelt und sie wieder an ihre Wurzeln zurückgeführt. „Now What“ ist mit Abstand das beste Purple-Album der letzten 30 Jahre und überholt das gefeierte „Perfect Strangers“ Reunion-Album mit Spielfreude, Energie und Klasse-Songs.

Hanns
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Hanns, der Gründer von TRACKS, ist der CH-Musikszene seit den 80er-Jahren als Produzent, Musiker und Redaktor eng verbunden. Er war jahrelang Chefredaktor des Schweizer Musikmagazins MUSIC SCENE, des deutschen Magazins MUSIK SZENE und arbeitete für u. a. MUSIK EXPRESS, METAL HAMMER.